Beim Handelsabkommen der EU mit der Ukraine, das seit 2017 gilt, ist etwas schief gegangen. Die Produktionszahlen der ukrainischen Hühnerfabriken sind seitdem explodiert. Vertreter der heimischen Geflügelwirtschaft mahnen die EU zum Handeln.

Mag. Harald Schliessnig, Geschäftsführer der Österreichischen Qualitätsgeflügelvereinigung, erklärt die Situation im ZAG Journal, dem Journal der österreichischen Geflügelwirtschaft: „In den Verhandlungen hat die EU die Zollvorgaben liberalisiert, obwohl Geflügel als sogenanntes sensibles Produkt galt. Daraufhin haben die ukrainischen Produzenten ein spezielles Teilstück kreiert, das ohne Zoll in die EU importiert werden kann. Dabei handelt es sich um die Brust mit Haut und einem Stück Flügel dran. Das Teilstück wird anschließend in die EU zollfrei exportiert und dort in Zerlegebetrieben zu Filet verarbeitet. Dieses Produkt ist jetzt um 40 Prozent billiger als ein vergleichbares in der EU produziertes Filet! Durch diesen Trick ist aber das Filet jetzt auch quasi eingebürgert worden und trägt den Genusstauglichkeitsstempel des jeweiligen Landes, wo das weitere Zerlegen erfolgt ist.“

Wann handelt die EU?

Wenn es von Seiten der EU keine Reaktion darauf gebe, werde die Ukraine den europäischen Markt mit Billigfleisch überschütten und die europäische Geflügelwirtschaft ernsthaft in Gefahr bringen! Bei den Betrieben in der Ukraine handelt es sich um „Hühnerfabriken“, die größte ist die Vinnytsia Poultry Farm, die an zwölf Standorten mit je 38 Stallungen 18 Millionen Broiler gleichzeitig mästen kann.

Diese ist jedoch nur ein Teil eines Konzerns, der jährlich 332 Millionen Broiler mästet, was einem Anteil von 50 Prozent an der ukrainischen Gesamtgeflügelproduktion entspricht. Kredite von der Weltbank und der europäischen Investitionsbank haben diese Entwicklung ermöglicht.

Dieser Artikel erschien in der Printausgabe 11/12 2018 vom 14.12.2018