EU-Rechnungshof: Rückverfolgbarkeit bei Bio aus Drittstaaten ist mangelhaft

Jeder vierte Hektar wird mittlerweile biologisch bewirtschaftet und jedes zehnte gekaufte Lebensmittel ist bereits Bio. Doch ist auch Bio drin, wo Bio drauf steht? Der EU-Rechnungshof kommt in einem Sonderbericht, der im März erschienen ist, zu einem ernüchternden Urteil.
„Ein solides Kontrollsystem, das die gesamte Lieferkette abdeckt ist von entscheidender Bedeutung, um den Verbrauchern die Gewissheit zu geben, dass die von ihnen gekauften ökologischen/biologischen Erzeugnisse auch tatsächlich ökologisch/biologisch sind“, so der Rechnungshof. Dieses Kontrollsystem wurde bereits 2012 geprüft und erneut 2018 in einer Follow-up-Prüfung, um etwaige Verbesserungen feststellen zu können. Im nun vorliegenden Bericht stellt der Rechnungshof nach wie vor Schwächen fest und fordert Verbesserungen.
Bei der aktuellen Prüfung wurden die Einfuhrregelungen ausführlicher untersucht. Im Jahr 2018 führten 114 Länder ökologische/biologische Erzeugnisse in die EU ein. Die Top 10 waren: China gefolgt von Ecuador, Dominikanische Republik, Ukraine, Peru, Moldau, Kasachstan, Türkei, Indien und Russland. Laut Bericht hat die Kommission nun damit begonnen, anerkannte Kontrollstellen zu besuchen und ihre Tätigkeiten vor Ort in den Drittländern zu untersuchen. Die bereits geprüften Systeme betreffen rund ein Drittel der Einfuhrerzeugnissen. Die Überwachung der Kontrollstellen gestaltete sich für die Kommission zudem schwierig.
Betreffend der Rückverfolgbarkeit stellte man fest, dass in den vergangenen Jahren zwar Verbesserungen erzielt wurden, insbesondere in der EU, viele Erzeugnisse jedoch nach wie vor nicht zum Erzeuger zurückverfolgt werden können. Die Rückverfolgung dauerte bei einigen Erzeugnissen über drei Monate. Das Ergebnis eines Tests ergab, dass bei einem Erzeugnis die Rückverfolgbarkeit am höchsten ist, wenn sich alle Unternehmen im selben Mitgliedsstaat befinden. In diesem Fall konnten 83 % der Erzeugnisse zurückverfolgt werden, 2012 waren es nur 68 %. Erschreckend ist es in Fällen, wenn es sich bei mindestens einem Unternehmen im Herstellungsprozess um ein Nicht-EU-Land handelt: 58 % der Erzeugnisse konnten dann nur zurückverfolgt werden, gegenüber 2012 ist der Wert sogar um vier Prozent gesunken.
Dieser Artikel erschien in der Printausgabe 04/05 2019 vom 10.05.2019