Klimawandel und steigender Bodenverbrauch als Hauptursachen

Eine Studie der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) mit dem Titel „Bodenbedarf für die Ernährungssicherung in Österreich“ stellt die Prognose, dass die Ernährungssicherheit in Österreich in den nächsten Jahren massiv gefährdet sein könnte.

Derzeit beträgt der Selbstversorgungsgrad Österreichs beispielsweise bei Kartoffeln nur 80 Prozent, bei Raps sind es 50 Prozent, bei Soja 15 Prozent. Auf Grund einer Bodenschätzung des Finanzministeriums als Basis für die steuerliche Einstufung, wurde die Bodenbonität untersucht. Das Ministerium geht davon aus, dass die wertvollsten Böden in Österreich theoretisch etwa 75 Prozent des Lebensmittelbedarfs abdecken könnten.

Dennoch sind Experten besorgt, dass dieser Wert zukünftig nicht mehr erreicht werden kann. „Österreich gefährdet seine Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln ganz massiv“, warnt zum Beispiel Kurt Weinberger, Chef der Hagelversicherung, eindringlich. Ursachen dafür seien aber nicht nur der rasante Bodenverbrauch, sondern auch der Temperaturanstieg und die dadurch steigenden Ernteverluste. Vor allem in Ost- und Südost-Österreich, wo die intensiven Anbauflächen verortet sind, sinkt der Ertrag durch den Klimawandel. Dazu kommt noch der Bodenverbrauch, der weitere Flächen entzieht. Im Marchfeld könnten sich die Ernten durch Hitze und Trockenheit bis zu 50 Prozent verringern. Für ganz Österreich rechnet die AGES bis 2060 mit einem Rückgang der Erträge um bis zu 19 Prozent. Dann drohe eine Unterversorgung bei Getreide, Mais oder Kartoffeln.

Bezüglich des Bodenverbrauchs stellt Weinberger fest, dass Österreich die höchste Supermarktdichte und das dichteste Straßennetz in Europa habe. Derzeit würden rund 40.000 alte Wohn- und Gewerbe-Immobilien leerstehen. „Diese sollten wieder saniert und genutzt werden, anstatt weiter Flächen zu verbrauchen“. Viele Experten fordern daher umgehend ein Maßnahmenpaket, um die produktivsten Böden wenigstens vor der Verbauung zu schützen. Dazu sollten diese Böden mit Bauverbot belegt werden, die Raumordnung verbessert werden, die Schiene und der öffentliche Verkehr gefördert werden. In der Schweiz genießen beispielweise etwa 40 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen einen erhöhten Schutzstatus.