Seine Steuern mit Honig bezahlen? Das ging im Mittelalter, denn das flüssige Gold war damals ähnlich begehrt wie Salz. Auch wenn sich der ökonomische Wert verändert hat, ist und bleibt Honig ein einzigartiges und gesundheitlich wertvolles Naturprodukt. Allerdings nur, wenn er echt ist! Ein großer Teil des im Handel angebotenen Honigs kommt heutzutage aus dem EU-Ausland, häufig aus China und hat mit „Honig“ nichts zu tun. Die lasche Herkunftskennzeichnung der EU schützt zudem die Honigfälscher.

 

Im alten Griechenland berichtet Hippokrates, der Vater der Medizin, um 450 vor Christus von der gesundheits- und leistungsfördernden Wirkung von Honig. Karl der Große soll Anfang des 9. Jahrhunderts nach Christus den Befehl erteilt haben, dass jeder Gutshof über einen Imker und einen Metbauern verfügen müsse und Sir Edmund Hillary soll bei seiner Erstbesteigung des Mount Everest zwei Kilogramm Honig im Rucksack gehabt haben. Honig hat auch heute noch einen guten Namen und man sagt ihm eine antibakterielle, antivirale und sogar krebshemmende Wirkung nach. Der Konsument hat zu Recht hohe Erwartungen an die Qualität.

EU ist Weltmeister bei Honigimport

In Österreich liegt der Selbstversorgungsgrad bei Honig bei 52 Prozent, in Deutschland bei nur 30 Prozent und die EU gilt als der größte Honigimporteur weltweit. Um die große Nachfrage zu stillen, wird vor allem Honig aus China, der Ukraine und Argentinien importiert. Die Qualität: Mangelhaft! Gewinnmaximierende, skrupellose, ausländische Honigfabriken spielen mit den Erwartungen der Konsumenten und die EU Kommission scheint mitzuspielen, auf Kosten der Konsumenten.

 

Vorsicht Fälschung!

Honig ist in der EU auf Platz 6 der gefälschten Lebensmittel. Von zehn Honigproben sind laut EU-Analysen 1,4 verfälscht. Gefälschter Honig wird zum Beispiel mit billigem Sirup aus Mais, Reis oder Rüben gestreckt um das Volumen zu erhöhen. Oder er wird unreif geerntet und anschließend in großen Honigfabriken künstlich getrocknet, um Zeit und Kosten zu sparen. Die Leiterin des Labors des Imkereizentrums für Bienenzucht in Linz-Urfahr, Susanne Wimmer, berichtete im Gespräch mit den OÖNachrichten von einer „Honig“-Probe aus Bosnien, bei der es sich um gekochten Zucker handelte: „Bienen sind daran nicht einmal vorbeigeflogen.“ Die positiven Eigenschaften, die dem Honig zugeschrieben werden, sucht man in solchen Produkten vergeblich. Man sollte meinen, dass die regulierungswütige EU ein besonderes Interesse daran haben sollte, den echten Honig zu schützen.

Wo liegt der Hund begraben?

In der EU-Honig-Richtlinie ist jedenfalls klar definiert was Honig ist: Honig ist der natursüße Stoff, der von der Biene erzeugt, eingelagert, dehydriert und in den Waben des Bienenstockes gespeichert wird und dort schließlich reift. Doch wo ist dann der Hund begraben? Die Vorgabe zur Herkunftskennzeichnung ist die besagte Hintertür, die die Kommission nicht schließen will! „Der meiste Honig, den Sie finden, ist als Mischung aus EU-und Nicht-EU-Honig gekennzeichnet, es gibt keine Normen. Die Informationen auf dem Etikett sagen den Verbrauchern nichts, außer dass dieser Honig nicht vom Mars stammt“, sagt Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes (EPBA).

Fragwürdige Mischung

Nur wenn der Honig zu 100 Prozent aus einem Land stammt, hat der Konsument die Chance, das Ursprungsland zu erfahren. Wenn der Honig jedoch seinen Ursprung in mehr als einem Mitgliedstaat oder Drittland hat, so kann gemäß der EU-Honig-Richtlinie die Angabe der Ursprungsländer durch eine der folgenden Angaben ersetzt werden: „Mischung von Honig aus EU-Ländern“, „Mischung von Honig aus Nicht-EU-Ländern“, „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“.

 

Ignoriert EU das Problem?

Die Europäische Kommission hatte bislang noch kein offenes Ohr, eine Änderung der Richtlinie dahingehend zu ermöglichen, dass die Herkunftsländer und das Mischungsverhältnis auf dem Etikett zu kennzeichnen sind. „Wenn die Kommission endlich die Herkunft des Honigs zulassen würde, würde sie den Verbrauchern bessere Wahlmöglichkeiten bieten und die Industrie unter Druck setzen, ihre Maßnahmen zu bereinigen. Aber für sie ist der Freihandel fast schon eine Religion“, beklagte Haefeker 2017 in einem Artikel mit dem Titel „Honeygate – Wie Europa mit gefälschtem Honig überschwemmt wird“.

 

Schon lange bekannt…

Außerdem wird darin aufgezeigt, dass die Überflutung Europas mit chinesischem Honig nicht neu sei: „Zwischen 2002 und 2004 wurde chinesischer Honig in der Europäischen Union wegen fehlender Ursprungskennzeichnung und der Gefahr, dass er Blei enthielt, verboten. Das Verbot wurde jedoch aufgrund der gestiegenen Nachfrage aufgehoben, die Europa anderswo nicht befriedigen konnte, und die europäischen Honigimporteure haben die Gelegenheit genutzt.“

 

Dieser Artikel erschien in der Printausgabe 05/06 2018 vom 15.06.2018