Oberösterreich ist hinter Niederösterreich und der Steiermark das größte Agrarland, doch die meisten Milchviehhalter sind in Oberösterreich daheim. Seit dem EU-Beitritt ist hier jedoch kein Stein auf dem anderen geblieben.

„Für die österreichischen Milchbauern und die Nahrungsmittelindustrie begann mit dem EU-Beitritt eine neue Ära mit tiefergehenden Veränderungen. Der Erzeugermilchpreis 1995 hat sich gegenüber 1994 um ca. 2 Schilling/kg verringert und betrug ab Hof im Durchschnitt 3,71 Schilling/kg. Generell ist festzuhalten, dass laut WIFO 1995 im Bereich der Milchproduktion Preiseinbußen von ca. 33 Prozent festgestellt wurden“, ist im Grünen Bericht von 1995 zu lesen.

 

Diese „neue Ära mit tiefgreifenden Veränderungen“ hat vielen Betrieben die Existenz gekostet. Seit dem EU-Beitritt hat sich die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe österreichweit um 32 Prozent verringert (seit 1960: -60 Prozent). Speziell in Oberösterreich stehen nur mehr 31.477 Bauern im Dienst für das Land und sichern die Versorgung mit hochwertigen, gentechnikfreien Lebensmitteln (Agrarstrukturerhebung 2016).

 

Die Milchwirtschaft ist wie kein anderer Wirtschaftszweig in den vergangen Jahrzehnten regelrecht auf den Kopf gestellt worden: Gab es in Oberösterreich 1995 noch 25.887 Milchkuhhalter sind es heute nur mehr 8.268 Betriebe, ein Minus von 68 Prozent! (Österreich : -65 Prozent) Zwei von drei Milchviehbetrieben haben in den vergangen zwei Jahrzehnten in OÖ die Wirtschaft eingestellt.

 

Dass die Betriebskosten in Österreich mit Betrieben in Gunstlagen in Norddeutschland, Holland, Irland oder Dänemark nie vergleichbar sein werden, sollte allen politischen Vertretern als Argument ausreichen, sich mit aller Kraft für eine Trendwende in der Milchwirtschaft einzusetzen. Zudem öffnet sich die Preis-Kosten-Schere immer weiter. Seit 2005 sind die Kosten für die wichtigsten Betriebsmittel um mehr als 80 Prozent gestiegen. Der Milchpreis jedoch gleicht seit langem einer Berg- und Talfahrt auf tiefem Niveau.

 

Dieser Artikel erschien in der Printausgabe 05/06 2018 vom 15.06.2018