Milchflasche und Glas

Im Laufe des vergangenen Jahres hat die sogenannte ESL-Milch (Extended Shelf Life), die Frischmilch fast vollständig aus den Kühlregalen des Handels verdrängt. Kritiker befürchten durch die Etikettengestaltung eine große Konsumententäuschung.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat sich die verschiedenen ESL-Milch-Produkte näher angesehen und kommt zunächst zu dem Ergebnis, dass die Kennzeichnung oft mangelhaft sei. So findet man bei einigen Herstellern den Begriff „länger haltbar“ oder „länger frisch“ nur im Kleingedruckten. Ein weiterer Hersteller lobt seine ESL-Milch wiederum als „naturbelassen“, obwohl die Milch unter anderem pasteurisiert und homogenisiert wurde. Ebenso seien Angaben „wie damals“ oder „die gute tägliche Milch“ für eine ESL-Milch entbehrlich, so die Tester. Frische Vollmilch sei in den Regalen fast gänzlich von der ESL-Milch verdrängt worden, erklärt der VKI. Weniger als jeder zweite Liter Milch ist mittlerweile noch echte Frischmilch.


Die Freiheitliche Bauernschaft OÖ stellte bereits im Jahr 2018 einen Resolutionsantrag an die Vollversammlung der Landwirtschaftskammer, um diesen Missstand in der Kennzeichnung abzustellen. Die ESL-Milch beinhaltet weniger Vitamine und Mineralstoffe als Frischmilch. 62 Prozent der Österreicher bevorzugen aber frische Konsummilch. Das ergab eine Befragung zum Thema Milch, welche die AGES im Jahr 2017 in Auftrag gegeben hat. „Gekauft wird aber von den meisten Konsumenten Milch, die unter den Begriff der ESL-Milch fällt. Diese Milchsorten verdanken ihre längeren Haltbarkeiten, höheren Pasteurisationstemperaturen (hocherhitzt), oder der Kombination von Pasteurisation mit einem zusätzlichen Verarbeitungsschritt wie Filtration oder Zentrifugation“, so die AGES, die zum Schluss kommt: „Das Ergebnis zeigt, dass Konsumenten scheinbar nicht die Milch kaufen, die sie für die beste halten, nämlich Frischmilch mit einer Haltbarkeit von weniger als elf Tagen.“ Für die Freiheitlichen Bauern liegt der Grund dafür am Aufdruck „länger frisch“, der auf ESL-Milchpackungen die Frische nur vortäuscht, die der Kunde eigentlich wünscht. Denn mit Frische hat eine bis zu 27 Tage haltbare Mich nichts zu tun. „Es gibt also einen deutlichen Unterschied zwischen Frischmilch und einer ESL-Milch. Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben daher auch ein Recht darauf, klar darüber informiert zu werden, um welches Produkt es sich handelt“, sagt VKI-Projektleiterin Nina Siegenthaler. Eine klare Kennzeichnung bei ESL-Milch, insbesondere die Änderung der Bezeichnung „länger frisch“ auf „länger haltbar“, wie es auch der VKI für zutreffender hält, wäre dem Konsumenten dienlich. Der Antrag der Freiheitlichen Bauern wurde von der Vollversammlung angenommen.