Corona, US-Chinesischer Holzhunger und Käfer: Die Holzpreise explodieren, die Waldbesitzer gehen leer aus – eine Ursachensuche

Die Preise für Schnittholz steigen weltweit sprunghaft an. Die Nachfrage nach Holz ist sowohl im Inland, als auch im Ausland so hoch wie noch nie. Seit rund einem Jahr exportiert die EU bei gleichbleibender Einschlagsmenge große Mengen an Schnittholz in die USA.
Doch die Erzeugerpreise bleiben derzeit weit hinter den Erwartungen. Bislang kommt den Waldbesitzern der gewaltige Nachfrageboom kaum zu Gute. Am Rohholzmarkt kommt die Preisrallye bei Schnitt- und Bauholz jedenfalls nur sehr langsam an. Laut dem Waldverband Steiermark, ist zwar nach zwei katastrophalen Jahren ein gewisser Aufwärtstrend spürbar und man nähere sich der „magischen“ 100-Euro-Preisgrenze an, aber trotzdem konnte noch nicht einmal der Zehnjahres-Preisschnitt erreicht werden – und das bei stark gestiegenen Holzernte- und Betriebsmittelkosten. Das ist im Vergleich zu den Rekordpreisen die Sägewerke und Holzhändlern erzielen, wenig, und liegt weit unter den Holz-Preisen vergangener Jahre.
Deshalb wird der Frust bei den Waldbesitzern immer größer. Allein der Aufwand, durch Dürre und Borkenkäfer entstandene Schadholz aus dem Wald zu räumen, ist oft teurer als der Gegenwert des Rohstoffs. Das macht vielen Waldbesitzern auch finanziell schwer zu schaffen. Der Rohstoff Holz ist auf der anderen Seite mittlerweile so knapp, dass in Deutschland bereits ein Exportverbot gefordert wird – von den Wirtschaftsministern Thüringens und Sachsens. Auch eine Einschlagsquote wurde in Deutschland bereits durch die Politik verhängt. Ob ein Sägestreik die richtige Maßnahme ist, um faire Rundholzpreise durchzusetzen, darüber scheiden sich die Geister: Waldbauern und Forstbetriebe könnten sich einen Sägestopp wirtschaftlich gar nicht erlauben, müssten ihr Kalamitätsholz dennoch anbringen und würden damit am Ende nur den lokalen holzverarbeitenden Betrieben schaden. Die großen Player am Markt hingegen würden sich das Holz, wenn es nicht aus deutschen Wäldern angeboten wird, aus dem Ausland holen.
Profiteure der derzeitigen Situation sind jedenfalls eindeutig Sägewerke und Exporteure. Bezahlen müssen die hohen Preise die Bauwirtschaft, Handwerker, Zimmerleute und – Verbraucher. Am Anfang der ganzen Kette – nämlich bei den Waldbesitzern und den Landwirten mit Bauernwald – kommt von diesem Boom weiterhin wenig an.
Die Gründe für den enormen Holzhunger sind vielschichtig. Aufgrund eines Handelsstreits importierten die USA nur wenig Holz aus Kanada. Zudem haben in den USA ein früher und heftiger Wintereinbruch sowie ein starker Borkenkäferbefall den Einschlag bei Frischholz erheblich eingeschränkt. Gleichzeitig ist der Holzbau in den USA vor allem bei Einfamilienhäusern Standard. Der derzeitige Bauboom in den USA hängt zudem mit den Konjunkturmaßnahmen der US-Regierung zusammen, die die nach Corona schwächelnde Wirtschaft im Frühjahr massiv angeschoben hat. Der Preis für einen Kubikmeter Nadelschnittholz lag in den USA Mitte Mai bei 829 Euro – zum Vergleich: in Deutschland lag Konstruktionsvollholz im letzten Jahr bei etwa der Hälfte.
Auch China hat einen anhaltenden Holzhunger. Da die Russen den Holzexport ebenfalls massiv einschränken wollen, suchen die Chinesen Holz woanders auf dem Markt. Für die Sägewerke bedeutet der Kunde in Übersee enorme Erlöse. Einheimische Baustoffhändler müssen nun wiederrum Holz aus anderen Ländern importieren, was dann um hundert Prozent teurer ist. Für die Bauindustrie und sämtliche Holzverarbeitenden Gewerke ist diese Entwicklung ebenfalls zunehmend bedrohlich. Sie leiden unter dem extremen Holzmangel und den explodierenden Einkaufpreisen. Die Auftragsbücher der meisten Handwerker und Bauunternehmer sind randvoll, die Holzlager jedoch gähnend leer. Und die Lieferzeiten werden immer länger. Dazu kommt noch die teilweise chaotische Entwicklung auf dem Weltmarkt durch die Corona-Pandemie. Vor allem durch die verschiedenen Zeiträume der Lockdowns in den Ländern, sind die eng verzahnten, weltweiten Warenströme aus den Fugen geraten.
Das Argument von Seiten der Sägeindustrie, dass die heimischen Waldbesitzer nicht in der Lage seien, das notwendige Holz zu aktivieren, lässt jedenfalls der Präsident der LK Österreich, Josef Moosbrugger, so nicht gelten: „An der heimischen Forstwirtschaft liegt es mit Sicherheit nicht. Wir können gerne Holz in bester Qualität und ausreichender Menge liefern, wenn der Preis stimmt.“ Der Waldverband Salzburg stößt ins gleiche Horn, wenn auch abgeschwächt: „Die für eine verstärkte Nutzung von Holz nötigen Vorräte sind in den bäuerlichen Wäldern durchaus vorhanden. Die derzeit steigenden Sägerundholzpreise wären zwar motivierend, kommen jedoch für den Großteil der bäuerlichen Waldbesitzer zu spät. Sie haben die Seilwinde – der Jahreszeit entsprechend – bereits gegen landwirtschaftliche Maschinen getauscht.“ Noch deutlicher wird Martin Höbarth, Holzmarktexperte der LK Österreich: „Die Holzindustrie profitierte in den letzten Jahren von viel zu billigem Rundholz aufgrund hoher Schadholzmengen. Aktuell treibt eine noch nie dagewesene globale Nachfrage nach Bauholzsortimenten die Preise in bislang unvorstellbare Höhen. Davon sind wir bei den Sägerundholzpreisen noch weit entfernt. Derzeit können wir im Durchschnitt über alle Sortimente noch nicht einmal beim Preisniveau von vor der mitteleuropäischen ‚Borkenkäferkalamität‘ anschließen. Um auch Einkommen erwirtschaften zu können, wird er Sägerundholzpreis deutlich über der 100-Euro-Marke zu liegen kommen müssen.“ Die Waldbesitzer jedenfalls hoffen, dass der Preisanstieg sich bald bemerkbar macht.
Zahlen zum Holzeinschlag im Jahr 2020:
2020 wurden im österreichischen Wald knapp 17 Mio. Erntefestmeter geerntet. Der Einschlag lag damit 11,2 % unter dem von 2019. Im Kleinwald wurden 55 % des Gesamteinschlages geerntet. Rund 53 % des Einschlages war Schadholz. 34 % Prozent wurden von Forstbetrieben, davon 11 % von den Österreichischen Bundesforsten, eingeschlagen.